Bachelor führt zu Mehrbelastung
Dem Bildungsideal endgültig die tönernen Füßchen zu zerschlagen sind die neuen Bildungsreformen angetreten. Verwertbares Wissen soll in der verwalteten Welt berechenbar, abfragbar, frei von Reflexionen auf eine Erfahrenswelt und möglichst ohne Irrtümer ablaufen. Kontrollwut ist diesem Inhalt die entsprechende Form.
Fortan müssen StudentInnen nicht mehr wie bislang ein Scheinformular ausfüllen lassen, sondern pro Seminar bis zu fünf Formulare!
Erstgutachter, Zweitgutachter, ECTS und sonstiger Schnickschnack machen es Studierenden wie Lehrenden unmöglich, die bislang schon überfrachteten Regelungen zu durchschauen. Anstatt also gemütlich ein wenig Marx oder Adorno zu lesen, hetzt man nun von einem Büro ins andere. Zur Groteske getrieben wähnt die Rancune des Kleinbürgers das Universitätssystem im Wettern gegen solcherlei Bürokratie. Verwaltung steht aber der Welt nur zu gut an, die Menschen mehr und mehr verdinglicht, Bürokratie ist das kafkaeske Symptom des kontrollierten, und damit vollendet gleichberechtigten Bürgertums. Wo Bürokratie sich in die letzten Sphären frißt, ist Vetternwirtschaft, Überlegung, pädagogischer Spielraum etc. auf Verlangen des Pöbels der Saft abgedreht, freie Konkurrenz bedarf harter und umfassender Kontrollen. Während des Studiums lernen die StudentInnen fortan ihren wahren Beruf, ein Ding zu sein, eine Forschungsmaschine, und dieser Zustand trägt nur dem Rechenschaft, was ohnehin bereits Fakt war. Der Ausbruch aus der verwalteten Welt wird verunmöglicht, und dadurch aber der Zustand demaskiert, der sich im alten System noch barg und innerhalb dessen manche von Überwinterung träumten.
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