
Als jugendlicher Antifa-Aktivismus endgültig in werden wollte, antichambrierte man auf Antifa-HipHop-Jams oder wahlweise Egotronic-Raves, legte sich entsprechende Insignien zu und marschierte im antideutschen Trachtenverein von einer Manifestation völkischen Denkens zur Nächsten, um dort vor Aktionismus zu strotzen.
Bereits damals erfüllte mich am jugendbewegten Parolengebrüll blankes Unbehagen, solange der 2. Weltkrieg als ein Hauptspaß vermeiert wurde, den man nur auf der richtigen Seite hätte erleben wollen. "Stalingrad, Stalingrad, Deutsche in ein Massengrab" heiserten in schwarz getauchte Gespenster drauflos, die weiß-blaue Flagge schwenkend.
In Dresden trifft man sich alle Jahre wieder gerne mal zum Manöver und trägt Wimpel und Banner zur Schau. Eines verlautet, inhaltlich wie 100 andere, "Alles Gute kommt von oben." Ein Aufruf tönt pädagogisch wertvoll: "Selber Schuld". So dominiert noch das Bedürfnis, dem ganzen Grauen Witz und verklemmte Lacher abzunötigen.
Dieses Glorifizieren einer Kriegshandlung im hämischen Jubeln ist kein Gegenmittel zum ekelhaften Opferdünkel der deutschen Nazis, sondern nur dessen Blaupause, wenngleich der Schritt zum Surrogat hoffentlich ein unbewältigbarer ist.
Im kollektiven Juppieh-Bomber-Harris-Geschrei ist keine Spur an Reflexion über die Ereignisse zu finden, sondern allein jugendliche Gewaltphantasien. Mental wird Krieg zu dem Abenteuerspielplatz, als den man die Konfrontation mit den Nazis sich wünscht. Die Unterstellung jubelt mit, den Airforce-Piloten sei ein Bewusstsein des Todes, den sie auszustreuen gezwungen waren abgegangen, sie seien nicht eine für sie äußerst gefahrvolle, verlustreiche Wahl des schlechtesten, aber einzig verbleibenden Mittels eingegangen, sondern hätten sich bereits mit dem Geschehen identifiziert wie ihre Gegner.
Einer wirklichen Erleichterung über die Befreiung von den deutschen Nazis ist notwendig die größere Verzweiflung angesichts der von diesen angerichteten Gräuel beigemischt. Es gibt keinen unbegrenzten Jubel nach der Barbarei, nur aufatmen über ihr Ende. Wer da als Nachkomme ins grimassenhaft grinsende Grölen, ins hämische "
Sowas kommt von Sowas", dessen fatale, verfehlte Botschaft ich in einer
Kritik auf dem adf bereits bemängelte, verfällt, hat nichts vom Unbegreiflichen begriffen.
So sehr Arthur Harris vor seinen deutschen Feinden in Schutz zu nehmen ist, so wenig ist ihm zu unterstellen, dass er noch die Fliegerbomben als je "Gutes", das von oben kommt, bezeichnet hätte. Gut war das Anliegen der Piloten, die ihr Leben aufs Spiel setzten und bereit waren, zu töten, nicht ihre Bomben oder der Tod selbst.
In der Parole vom Guten von oben ist die Identifikation mit Autoritäten, mit dem Stärkeren eingeschweißt, nicht jedoch ein vernünftiges Moment der Kritik aufbewahrt. Man beließe es angesichts der revisionistischen Opferfeiern besser bei einem Gegengedenken oder auch bloß beim entsetzten Kopfschütteln, denn zu diesen Ersatzparties mit aggressiver, von der Masse der Anwesenden gedeckten Abwehr zu stromern, um dort dann nebenbei Tocotronic-Alben zu tauschen und sich bei Burger und Kuchen im Anschluss über die Nazi-Fressen und deren Empörung zu belustigen, denen man es heute aber sowas von gezeigt habe.