In Südafrika ist Vergewaltigung ein Massenphänomen. Laut Netzzeitung seien 16,3 % von 1370 Männern bekennende Vergewaltiger. Die Studie besagt zudem: "Die allgemeine Annahme, Vergewaltiger seien arm und unfähig, Frauen für einvernehmlichen Sex zu gewinnen, stellte sich als falsch heraus. Wir haben herausgefunden, dass Menschen mit höherem Bildungsniveau eher zu Vergewaltigung neigen."
Merkwürdigerweise ändert sich die Zahl nochmal, wenn die Frage anders gestellt wird. Laut Blich.ch ist jeder Fünfte Südafrikaner ein Vergewaltiger:
"18,9 Prozent. So viele junge Männer gestanden in einer Umfrage des südafrikanischen Medical Research Councils (MRC), eine Frau zu Sex gezwungen zu haben. Der erschreckende Befund findet sich weit hinten, auf Seite 88 des Jahresberichts des MRC. Die Forscher befragten 1370 Männer im Alter von 15 bis 26. Jeder Sechste hatte eine Frau ausserhalb einer Beziehung vergewaltigt, teilweise in Massenvergewaltigungen. 8,4 Prozent nötigten die eigene Partnerin zu Geschlechtsverkehr. Von wegen behütete Jugend: Im Schnitt waren die Übeltäter beim ersten Übergriff aufs andere Geschlecht noch Teenies, zarte 17 Jahre alt."
Besonders neu ist dieser Befund nicht: Der "Freitag" veröffentlichte schon 2001 einen ausführlichen Artikel zu dem Phänomen und führt es vor allem auf traditionelle Männlichkeitsideale zurück.
Le monde diplomatique konstatierte 2005:
"Die Teddy-Bear-Klinik in Johannesburg schätzt, dass 24 Prozent der Straftäter, mit denen sie zu tun hat, zwischen sieben und vierzehn sind."
"Laut Thoko Majokweni, der bei der nationalen Strafverfolgungsbehörde die Abteilung für Sexualverbrechen leitet, geht es in der Hälfte aller Prozesse in Südafrika um Vergewaltigungsfälle. Doch immerhin liegt die Bestrafungsquote bei 7 Prozent, während sie etwa in Großbritannien nur 5 Prozent beträgt."
"Und nach einer Studie von Dr. Adrienne Wulfsohn, die an der Sunninghill-Klinik in Johannesburg über 1 000 Vergewaltigungsopfer interviewt hat, handelte es sich in 60 Prozent der Fälle um Gruppenvergewaltigungen."
"11 Prozent der Jungen und 4 Prozent der Mädchen behaupteten, schon einmal jemanden zum Sex gezwungen zu haben. 66 Prozent der Jungen und fast 75 Prozent der Mädchen waren selbst schon zu sexuellen Handlungen gezwungen worden."
Die Schuldabwehr aller Probleme Südafrikas auf die Apartheid ist in der MRC-Studie (und auch der ANC-Regierung unter Mbeki) mehr als augenfällig, die Studie der MRC sieht hier eine der Hauptursachen. Die Apartheid hätte die Familienstrukturen geschwächt und zerstört. Das blendet aus, dass erst seit der Unabhängigkeit die Zahl der Vergewaltigungen so massiv ansteigt, ein nicht auf Südafrika beschränktes Phänomen. Ähnliche Entschuldigungen wurden für die Verbreitung von AIDS, Hexenjagden und den Genoziden in Kongo und Ruanda vorgetragen, stets wird die Kolonialisierung als Ursache allen Übels bezeichnet. Dass traditionelle Strukturen und Aberglaube einen großen Teil zur derzeitigen Lage beitragen, wird aus Furcht vor Rassismus verdrängt. Die traditionelle Gemeinschaft der friedliebenden Afrikaner zeichnet sich in der herkömmlichen populären Literatur durch Solidarität und Gemeinschaftssinn, Hierarchiefreiheit und sexuelle Freiheit aus. AIDS wird als importiertes Problem betrachtet. Dass die AIDS-Raten zwar nicht mit den Kosten der Aufklärungskampagnen korrelieren, wohl aber mit denen der sexuellen Gewalt wird verschwiegen. Schließlich ist es ein rassistisches Stereotyp, Neger als sexuell triebhafter zu bezeichnen und jede berechtigte Kritik an mündigen afrikanischen Männern und einer sexistischen Kultur wird daher als unzulässig betrachtet. Ein solches Verweigern von Solidarität und kritischer Analyse bezeugt nur die Reflexionslosigkeit dieses reflexartig vorgetragenen Antirassismus.
Weitere Links:
AI-Journal 2003
Das Anti-vergewaltigungskondom "Rapex"
Frankfurter Rundschau 2001 über Kindesmissbrauch in Südafrika
Institut für Frauenforschung Kiel: Aufklärung ist wenig hilfreich, solange Frauen sich nicht gegen sexuelle Gewalt wehren können.
WOZ: Dramatischer Anstieg der Vergewaltigungen seit der Unabhängigkeit
Goethe-Institut erwähnt kurz kulturelle Gründe